Philosophie
Wirklich wahr
vom 22. November 2019

Das die klassischen Operatoren UND ODER in der imperativen Programmierung seine Verwendung gefunden haben wissen wir bereits - ich will Sie mein geschätzter Leser nicht unnötig lang intellektuell mit Trivialität beleidigen, dennoch ist das Aufwärmen der alten Suppe notwendig um einen Zugang zur Materie zu schaffen!

Hier also die Wahrheitstabelle über ein Aussagenkalkül von zwei Bedingungen:

abUNDODER
WahrWahrWahrWahr
WahrFalschFalschWahr
FalschWahrFalschWahr
FalschFalschFalschFalsch

So weit so gut - aber wie verhält sich UND ODER nun zueinander? Und welche Überlegungen sind bei einem Objekt-Konjunktor bzw. einen Prädikativ-Konjunktor zu beachten? UND gibt es einen Entweder-Oder Konjunktor?

Vorrangig geht es mir in diesem Elaborat um die Dialektik zwischen Wirklichkeit und Wahrheit - eine Auseinandersetzung mit dem Wahrnehmungsprozess, der Erkenntnisfähigkeit und schlussendlich einer zögernden Annahme eines Seins - einer ontologischen Instanz über das dialektische Ergebnis der Betrachtung von dem "Was wir als Wirklichkeit" und dem "Was uns als Wahr scheint" hergibt. Gehen wir also davon aus, das Wirklichkeit das Konstrukt unserer Wahrnehmung und Wahrheit die Konsequenz unserer Vernunft ist, haben wir über die Objektinstanz den ersten brauchbaren Schnittpunkt einer ansonsten gänzlich invertierten Realität. Ein weiterer Spieler unserer Überlegungen muss natürlich das Komplementär-Konstrukt sein, welches per Definition nicht unbedingt ein Diametral einer Bi-Polaren-Deklination sein muss, es sein kann aber in vollständiger Verwendung die zwei Gegensatzpaare zu einem Ganzen verbindet. Zum Beispiel: Komplementärfarben ergänzen sich zu einem vollkommenen Kontrast (je nach Farbmodell, weiß bzw. schwarz). Der Komplementärbegriff in der Logik nimmt aber derart abstrakte Formen an, das eine Begründung oftmals (bzw. für mich Kleingeist) nicht ausreichend ist um ein Sich-ergänzenden Gegenpart zur Vollständigkeit und damit zur Vollendung ableiten zu können. Ich will es aber versuchen und stelle die Wahrheitstabelle (siehe oben) der Annahme einer invertierten Konjunktorstruktur über den Scheffel seiner einfachen Verwendung. Invertiert, weil das Wesensmerkmal des Konjunktors keineswegs einen nicht-dialektischen Zusammenhang erahnen lässt. In einer Fallunterscheidung ob UND ODER gewählt wird, ist Wesensgleichheit einzig über die konjunktable Relation erklärbar die aber noch kein offensichtliches Gegensatzpaar bildet - darum muss es ein komplementärer Operator sein, der erst in seiner Funktion die Gegensätzlichkeit bzw. Inversion aufzeigt. Über den Wahrheitsbegriff scheint es kein Problem darzustellen. [An dieser Stelle, will ich den Wahrheitsbegriff auch unter seine Falschheit subsummieren sowie auch das Objekt ein Subjekt bedeuten soll.] Die rationale Vorstellung von Entscheidungsmöglichkeiten lässt sich anhand der Tabelle oben auf zwei grundsätzliche Prinzipien reduzieren (und diese sind nicht menschgemacht, nicht normativ). Für das UND gibt es nur einen Wahrheitswert, sowie es für das ODER auch nur einen Falschheitswert gibt. Die Tabelle oben hat nur zwei Bedingungen (Kalküle), a sowie b - erweitert man sie um weitere Bedingungen ändert sich nichts am Axiom, jedoch lässt sich eine Konjunktorenverbindung arrangieren, die dann die Wahrheitstabelle wenigstens plakativ erweitert: a ∧ b ∨ c die tabellarische Darstellung will ich mir sparen! Vielmehr ist UND die Negation von ODER? Hier kommt der Wirklichkeitsbegriff zu tragen. UND addiert im Wesen eine Bedingung mit einer anderen bzw. mehreren anderen Bedingungen zu einer Vollständigkeit. Die Negation einer UND Addition kann dann eigentlich nur eine UND Subtraktion sein - so wie man in der euklidischen Mathematik einem negativen Wert einer Zahl hinwegaddiert. Das Wirklichkeitskonstrukt ist weiterhin kein operationales, welches spekulativ zur Anwendung kommt - mit anderen Worten (eine rein pragmatische Weltanschauung würde die Negation von UND nicht so erklären, wie das logische Phänomen der Wirklichkeit es verlangt: Beziehungsweise und Beispielhaft: "Sie haben in unserem Kreditinstitut ein Girokonto eingerichtet, UND möchten Sie etwas einzahlen? Nein, ich will etwas Abheben!" - wer die Ironie des Beispiels erkennt, darf sich selbst den Titel "BWL-Nerd" auf seine Visitenkarten drucken!) Damit komme ich auch schon zu den zwei weiteren Phänomenen der konjunktorenlastigen Logik - 1. der Objekt-Konjunktor und 2. der Prädikat-Konjunktor. Ich beginne mit dem Ersten (nur allein, weil der Erste in einer Reihenfolge vor dem Zweiten steht - wer hier den ironischen Wortwitz versteht, darf sich den Titel "Logik-Nerd" auf seine Visitenkarten drucken). Der Objekt-Konjunktor hat immer ein ⋙ | Weiteres | Anderes | ⋘ im ODER-Fall zur Folge. Hier hat man noch kein klares Komplementär, weil ein Weiteres noch lange nicht die Vollendung zum Ganzen bedeutet, aber das Andere welches sich über die ODER Faktivität ergibt, ist Grundlage für mehrere interdisziplinäre Wissenschaften die sich als Wirklichkeitsnah (also empirisch, soziologisch usw.) bezeichnen. Die ODER Vorstellung des Anderen ist das tragende Element des determinierten Seinsmerkmal im reduktivem ontologischen Sinne - reduktiv, weil sich das Sein auf das Notwendige reduziert und damit wieder pragmatisch wird. Hier kommt auch das erste mal ein konsequent gedachtes "Entweder-Oder" vor, weil nur ein Solches ein Anderes bedingen kann. Ist die ODER-Wirklichkeit also wirklich auf das Attribut "Entweder" reduzierbar? Natürlich respektiere ich die Arbeiten meiner Student|innen in welchen Vorschläge wie die "Ergänzbarkeit" des uneigennützigen Tuns vorkommt - die sich aber dann in Folge einer wirklichen Prüfung der gedanklichen Tiefe auf das Essentielle beschränkt - ich will von einer Bedürfnisbefriedigung des aufgeweckten Geist sprechen! Die Überlegung also, so wenn ich die Zeichen richtig deute, ist das Komplementär nicht nur die Vollendung zum Ganzen sondern seine Ergänzung zum Vollständigen. Es ändert sich aber nichts am prinzipiellen Zustand der dialektischen Deklination. Natürlich, kann eine Vervollständigung jenes Element liefern, welches erst durch retrograde Verwendung im Denkprozess zum verwertbaren Gegenstand eines interdisziplinären Auffassungsgrad werden kann, der über die Grenzen des Denkens hinaus zu genau jenem Ergebnis führt, welches wir über die Wahrnehmung zur Erkenntnis verstanden haben wollen. Das zweite fragwürdige Konjunktorenkalkül ist der Prädikativ-Konjunktor. Die einfache Vorstellung einer funktionierenden Welt will ich nicht nur über das Objekt und das Prädikativ also seine Bewegung verstanden wissen, aber als Modell ist es durchaus tragbar. Beschränken wir also eine Wirklichkeitsimulation auf Objekte [inkl. Subjekte] und ihre Bewegung so haben wir ein eigentlich brauchbares heterotrophes Wirklichkeitskonstrukt, welches sich eigentlich nur mehr das Attribut Zeit komplementär verwirklichen lässt. Weil aber Zeit in einem Objekt-Bewegungs-Modell zwar eine berechenbare aber irrationale Variable ist, will ich sie gänzlich aus den Überlegungen einer dem Prädikativ-Konjunktor verpflichtenden Modellkonstruktion entfernen. Vereinfacht kann also das Prädikativ eines Objekts immer nur eine Bewegung sein - so will man das Sein selbst nicht anders verstehen. Losgelöst von einer temporalen Beschränkung ist Sein selbst das ultimative Attribut einer bewegten Objektinstanz [und hier wieder: sowohl auch das Subjekt]. Der Prädikativ-Konjunktor UND führt hier ebengleich wie im Objektiv-Konjunktor zu einer weiteren Bewegung, während der ODER Konjunktor zu einer anderen Bewegung führt. Seins-Zustände können also nur UND ODER als Bewegung verstanden werden - ein Hauptargument, welches dem Pragmatismus eine bittere Pille ist.

Thomas Maier
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