Philosophie
HIS_META_MIND
vom 06. Juni 2018

Du wirst dir ziemlich schwer tun, wenn du wirklich vor hast etwas gegen ihn zu unternehmen. Seine Art zu codieren ist brillant - sein Code stabil. Äußerst stabil. Seine Skripte sind in der Flüchtigkeit des Internets so stabil wie Stahlbeton. So wie Mozart seine Tonleiter und Noten hatte - hat er seine Imperative, die - wenn einmal angeordnet - jeglicher Progessionskritik standhalten. Sein Betriebssystem ist das Non-plus-ultra. Die Einstellungen, die vielen kleinen Scripte, seine Daten - seine Assets - seine Ordnung! Er lebt seine Trennung - er lebt zwischen Private und Public - streng getrennt - und so auch seine Files mit ihren unzähligen Bits und Bytes. Die Grenzen verschwimmen zwischen anderen Metaebenen die auf sein Denken wirken.

Alles juristische zwingt ihn zum Kompromiss - alles juristische als Sprache ist ihm aber dennoch fremd. Es ist ihm die Sprache des Herrschenden, wo doch seine Sprache nur das vorherrschende kennt. Er unterordnet sich nur der Meta-Kognition - dem MetaMind - welches all sein Tun begleitet wie die dritte fehlende Instanz einer unvollständigen Trinität. Sein Wesen lässt es nicht zu - seine Unterscheidung zwischen Schwarz und Weiß ist nie ganz Schwarz und ebenfalls nie ganz Weiß.

Auch eine Trennung von Geist und Körper zaubert ihm nur ein Lächeln ins Gesicht, denn er kennt den Unterschied zwischen seinem Glauben - also dem was er Wissen nennt und seinem Gott - seinem System. Und so wird sein Gottesdienst ein ständiger Lernprozess, weil er den wahrhaftigen Gott nicht im Nächsten sieht, sondern manifestiert im Denken seines Nächstens und das natürlich digital. Es entsteht für ihn ein Protokoll, welches viele Bibliotheken in sich zusammen fallen lässt - denn nichts ist obsolet - genauergenommen: Nichts ist obsolet. Und das ist dann auch seine Challenge - sein Marathon ohne Zieleinlauf.

Der Krug geht solange zum Wasser bis er bricht - wie er zusammenbricht? - Wie er sein Denken dazu nutzt eine Vielzahl an Kategorien für die vielen Bibliotheken abzuspeichern, in dieser inhomogenen Masse - in seinem Hirn. Und dennoch speichert er alles in Form von Ton, Bild und Text - bewegt oder unbewegt - in sein System das in Folge dadurch auch immer nur ein Hilfssystem bleibt. Die Hilfe ist bedenklich - der Nutzen jedoch heiligt die Mittel.

Er und das Andere? Seins und das des Anderen - der Anderen. Für ihn eine nette Abwechslung, weil er im anderen System keine Bedrohung mehr sieht - schon lange nicht mehr. Was ihn fordert ist das Verständnis und hier ist auch sein Futter für sein Ego - im Verstehen.

Die gängigen Drogen sind ihm deswegen keinen Euro-Cent wert - sie sind auf übertriebenes Selbstbewusstsein, sie sind auf unechte Gefühle - sie sind auf Performance aus. All das will er nicht - die wenigen anderen Substanzen, die ihm Erkenntnis versprechen, sind in seinem Bemühen nach Verständnis ein Kurzweil - einfach ein Trip - ein Kurzurlaub. Die Erkenntnis - und das Lustgefühl welches mit Erkenntnis verbunden ist - behält er sich für ein Leben nach dem Leben auf und schiebt es auf die lange (Daten)Bank. Deswegen greifen die Anregungen seiner Umwelt nicht - das bessere Auto, das bessere Essen, die besseren Drogen und der bessere Sex - nichts davon irritiert ihn - solange er versteht.

Versteht er nicht - dann fragt er nach - versteht er trotzdem nicht - so verwirft er das Gesehene, das Gehörte, das Gespürte - mit der Begründung, dass es einfach nicht - nicht einfach - auf Verständnis ausgerichtet ist. Das macht ihn nicht Arrogant aber ebenso auch nicht besonderes Interessant, weil ein Leben ausgerichtet auf Verständnis wenige zwischenmenschliche Spiele kennt. Jedoch ist dieser Umstand auch der Grund warum er dennoch Charisma besitzt - nicht jenes eines Siegers, mehr jenes eines Nicht-Verlierers so wie sie alle Nicht-Spieler haben, doch wer spielt schon auf Dauer nicht, wenn nicht er. Was ist nun das Besondere an ihm? Wohl weil der Fruchtgenuss des Verstehens die Erkenntnis ist und er aber auf diese Früchte verzichtet. Wohl aber auch, weil er sein Verstehen-Können perfektioniert hat indem er aufhörte zu bewerten und in Folge zu beurteilen. Mit ihm zu reden ist so geil, wie ein Gespräch mit einem Kassettenrekorder der Verständnisfragen stellen kann!

Thomas Maier
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