Politik
Die Zeichen der Zeit
vom 19. Juli 2018

Schon lange ist es mir ein Anliegen eine vorsichtige aber entschlossene Kritik an jenes Normungsinstitut zu richten, welches uns (die Deutschen, die Schweizer und die Österreicher und die innen) nach besten wissen und nach dem Grundsatz der deutschen Gründlichkeit nicht nur durch den Arbeitsalltag, nein, ich würde sogar behaupten durch alle Facetten unseres Lebens begleitet, geführt, vorgelebt und für uns durchgerechnet - kurz genormt hat. Die Deutsche Industrie Norm - sieht sie noch die Zeichen der Zeit oder erblindet sie in ihrem Elfenbeinturm - geblendet vom weißen Marmor oder fetischisiert sie Tag-ein Tag-aus des vielen Goldes wegen mit welchem sie behängt wurde? Die DIN 2137 - eine der vielen Normen die das schreibende Volk begleitet und in Folge, eine Kritik daran ...

... welche von mir sicherlich nicht durch das fundamentale Wissen über genau diese DIN2137 oder  irgend ein Wissen über technische Normungstheorien brilliert. Eigentlich wird der geschulte Leser sofort erkennen, dass meine Ausführungen nur an der Oberfläche glänzen (wenn man von Orthographie oder Grammatik mal absieht) - und von Tiefgründigkeit gar nicht die Rede sein kann und wird. Jedoch der treue Leser und die treue Leserin hoffen (berechtigt) das nach all der Selbstironie vielleicht noch etwas kommt - ich will beide nicht enttäuschen. Das unten dargestellte Tastaturlayout ist in der Version T3 vorliegend und stammt so ungefähr aus dem Jahr 2011. (Man sieht wie beschäftigt ich bin, dass ich erst 7 Jahre nach der Erscheinung meine Kritik schreiben konnte). Blickt man ins Zentrum sieht man in fettem rot den großen und scharfen ß-Buchstaben. Endlich kann Roßmann in Caps Lock seinen Namen schreiben: ROHMANN, nein nein nein - ein Moment: ROßMANN. Ich kriegs nicht hin. Solange namhafte Tastaturhersteller/innen nicht das große scharfe ß auf die Tasten malen und das dazupassende Keyboardmapping liefern, bleibt der große Roßmann für mich noch immer der ROSSMANN; bzw. oder vielleicht doch ROSZMANN?

Keyboard-Layout. Quelle von und Dank an: Karl432 und de.wikimedia.org

Da wären wir auch schon beim Thema. Eine Norm ist in unserem demokratischen und freien Gemeinschaftsverständnis im Wesen nur eine Empfehlung - nicht mehr. Den demokratische Begriff will ich nicht weiter determinieren da er kein naturalistischer ist. Vom Freiheitsbegriff erwarte ich mir die Annahme "der gänzlichen Unfreiheit des Menschens" - begründet durch die soziologischen Beziehungen des Menschen - gezwungen durch das Gemeinschaftsverständnis - mit seinen informellen Normen usw. Mit anderen Worten, können wir nicht davon ausgehen, das es Freiheit per se nicht gibt - es wäre zu vermessen. Die Freiheit des Menschen ist aber im Gros auszuschließen, solange er/sie erst durch die Blicke des Anderen existiert und so auf die soziologische Gruppe "Gemeinschaft" angewiesen ist. Ob nun ein Zaratustra über den Zeitraum von 7 Jahren mit einem kongenialen Tastaturlayout aus seiner Höhle zurück zu den Menschen findet - kann ich so nicht beurteilen - zumindest nicht empirisch. Hermeneutisch jedoch mit Bezug auf Hegel könnte es möglich sein - da dieser doch als Grundbedingung für Philosophie die Freiheit des Philosophen postuliert. Das erst einige Olympiaden später ein Friedrich Nitzsche es geschafft hat einen freien Menschen zu erfinden - sollte den toten Hegel hoffentlich versönlich stimmen und er möge endlich in frieden Ruhen - das ein Mensch so viel Genie gepaart mit soviel Irrtümer verbindet, macht Hegel wohl zu dem, was er war und immer sein wird - ein Philosoph seiner Zeit der die Zeichen sah. Aber ich schweife ab - eine Hegelretrospektive folgt noch auf diesem Blog. Zurück zum unfreien Menschen in der Kommune - zurück zur Normungstheorie die grundsätzlich nicht für den individuellen Menschen arbeitet sondern erst als Instrument des kommunalen Zusammenlebens seine Bestimmung findet. Unter der Prämisse der Unfreiheit wird eine Philosophie (ob nun Wahr oder Falsch) spekulativ und soll so dem Irrglauben einer Willkür des Individuums durch seine Empfehlung entgegenwirken. Hier finden wir auch die philologische Aporie hinter dem Unterschied zwischen Empfehlung und Gesetz - weil ja doch alles juristische die Sprache des Herrschers (das allein beweißt die Unfreiheit) ist und einzig eine Empfehlung ein Regulativ für den freien Menschen sein kann welches man mit einer geschlossenen Antwort (was dann wiederum ein Beweis der Unfreiheit ist) in Zustimmung oder Ablehnung finalisiert - ohne Kompromiss. So ist es auch mit den Tastaturhersteller/innen die sich für ein Positiv oder ein Negativ zur Norm zu entscheiden haben - und einen einzigen Ausweg aus diesem Entweder-Oder (das ich mir von Kierkegaard determiniert gewünscht hätte) eine Weg über die Tradition finden um so dem vermeintlichen Fortschritt durch den konsensuellen Gedanken einer Norm bzw. Empfehlung zu entgehen versuchen. Das Novum muss nicht automatisch Fortschritt bedeuten - jenes konnten wir veranschaulicht von den konservativen Kräften unseres Zusammenlebens lernen genauso wie der Konsens nicht immer Wahrheit bedeutet - was ein herber Schlag gegen jedwede Religiosität nach sich zog. Hier schreibe ich mich selbst in eine hervorragende Nische des modernen Denkens (obgleich doch moderne Philosophie nicht räsoniert sondern den Gedanken der zweiten Epoche in Begriffe gießt oder gießen sollte um der Bestimmung der dritten Epoche zu entsprechen). Die Nische ist: im Glauben ist der Mensch frei - jedoch ist er es auch in andren Nischen wie z. B. der Phantasie, dem Traum, der psychotischen Störung). Da aber nun ein Normungsinstitut keinen religösen Status besitzt ist dieser gedankliche Exkurs spekulativ produktiv (wegen seiner Falsifikation) - inhaltlich ein Kurzweil - aber der Sache dienlich gänzlich unproduktiv. Da ich nun vom Allgemeinen zum Besonderen übergehe - ist nur ein operativer Versuch zu einem brauchbaren induktiven Ergebnis zu gelangen. Ich will es über eine Fragekaskade versuchen?

Unterliegt die DIN2137 rein pragmatische Überlegungen?
Ist die DIN2137 an die Bedürfnisse eines Programmierers oder eines Typisten angelehnt?
Ist der aktuelle Stand der Programmierung von der Tastatur geprägt?
(Schließlich ist eine höhere Programmiersprache nichts weiter als eine les- und schreibbare Interpretation von Assembly-Code, welcher wiederum nur ein äußerst abstrakter Ableger vom Assembler selbst ist, welcher wiederum seine Befehle und Werte eigentlich nur als HEX Zahlen zur weiteren Verarbeitung an den Prozessor in Binären Code liefert wo mehr als 1.6 Milliarden Transistoren den Tastendruck auf den Screen projezieren - und wichtiger noch - den Gedanken auf eine Festplatte speichert).
Brauchen wir also ein C#German um die DIN2137 zu legitimieren?

Historische betrachtet war das erste brauchbare Tastaturlayout eine Kombination aus der Häufigkeit der Buchstaben in einem Text und der Leistungsfähigkeit des korrespondieren Fingers - so entstand das 10-Finger-Tastschreiben. Die Anordnung blieb über Generationen gleich - doch war sie schon damals Apriori zum Tode verurteilt. A Posteriori sollte es sich beweißen. Sie konnte niemals den Siegeszug einer Klaviatur erreichen - die keine geographischen oder kulturellen Grenzen kennt. Die Mondscheinsonate gespielt auf einem Konzertflügel klingt in China gleich (bzw. ähnlich, je nach Interpretation) wie in London oder Salzburg. Der Grund liegt in der Literalität und der Universalität der Musik - wo der Ton abhängig von der Position und der Stimmung ist, doch die Tasten keine Symbole brauchen. Konträr dazu hat der Zauberlehrling definitiv nicht das selbe ästhetische Schriftbild in Hindi oder Urdu wie im Vergleich zum deutschen Original. Ob der Veden auf Russisch (in kyrillischer Schrift) das selbe transportier, sei dahingestellt. Und die bedeutendste Frage - hat der Bubblesort Algorithmus die gleiche Schönheit im Persischen wie im Englischen? Sprache als globale Wahrheit hat trotz aller Bemühungen versagt weil sie eine geographische und temporäre Erscheinung ist - deshalb: Alexa spiele von Chopin Fantaisie in F minor!

Thomas Maier
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