Und dann waren da noch diese Drei. Von außen betrachtet und einer weiten Distanz, drei unscheinbare Traumtänzer die ihren Namen auf jedem Formular das in jeder öffentlichen Behörde bereitlag eintrugen, nur um ihrer Identität Nachdruck zu verleihen. Am liebsten verweilten und sinnierten sie bei dem Feld „Beruf“, da ihre Ausbildung sie ja zu fast jeglicher Geisteswissenschaftlichen Berufsbezeichnung bevollmächtigte. Was aber auch ziemlich egal war, denn genau zu dieser Zeit, in der die Formularvordrucke für teueres Geld aus der Hauptstadt angeliefert werden mussten, weil alles nur mehr zentral passieren sollte, waren Geisteswissenschaftliche Berufe nur für Gruppen gut, die sich zusammen in Lauben oder unter Universitären Dächern trafen und so, über meist durch Spenden finanzierte Denkprojekte ihren Lebensalltag zu einer sinnvollen und für ihre Mitmenschen auch nützlichen Zirkuslandschaft des Geistes gestalten.
Kein Leben für nur einen dieser Drei, die sich leidenschaftlich gerne überall eintrugen, wo es nur etwas einzutragen gab. Aus einer schon fast besessen fixen Idee heraus glaubt der Erste der Dreien, dass er eine Art Protagonist, ein Eckpfeiler, ein Stützblock für die Datenbank sei, die hinter dem Formular welches er gerade auszufüllen suchte, sei. Der Zweite wiederum, hatte mehr oder weniger nur pragmatische Gründe sich bei einer Volkszählung oder einem Preisausschreiben einzutragen. Die Motive sind so mannigfaltig, so individuell und umfangreich, dass es sich lohen würde, bei jedem dieser Ausfüllblätter stets um die Motive der Einschreibung zu hinterfragen. Hinterfragt man dem Dritten nach seinen Beweggründen diese Formulare zu bearbeiten – so würde man, gemäß seiner Attitüde auf ein dunkles schwarzes Gähnen stoßen; seine Standart-Antwort auf die meisten Fragen. Die sicherste Art sein Geld durchzubringen war das Glückspiel. Alle spielten, von Jung bis Alt – jede Form von Spielen war erwünscht und wurde gefördert – nicht jedoch von Politikern oder anderen selbsternannten Autoritäten. Diese warnten gerne vor Prostitution, besuchten aber stets und regelmäßig eines der wenigen gutgehenden Bordelle. Sie verteufelten Drogenkonsum aber wirklich kämpfen und wahren Kampfgeist bewiesen sie nur im Krieg gegen das Spiel. Wie man unschwer annehmen kann, genossen diese Mitmenschen wenig Popularität trotzdem lud man sie gerne zu Cocktailpartys ein; hauptsächlich um den Alkoholkonsum kontrolliert aber doch lustig zu gestalten.
Verständnis brachte man in genau jenem Ausmaß diesen Leuten entgegen, die ebenfalls und Ihresgleichen mit der so wie sie es gerne bezeichneten Vernunft behafteten Dosis Toleranz mitbrachten. Scheinbare Regression war das Logische Ziel dieser Gesellschaft – oft hochgepriesen und hochstilisiert durch Renaissance-Simulacren oder gleich Geschichten aus der Antike die die Geistig minder beschenkten männlichen Anwesenden zu Träumerein verführten und den weiblichen Publikum genug Platonischen Spielraum für Sexuelle Phantasien gab. Es war diese typische „Weiß-Mamor“ Gesellschaft, die ihre Hochblüte jeden Sommer erlebten – obgleich auch der Wein in Strömen floss – und ihre Fassaden sich im grellen Licht der heißen Sommersonne spiegelte. Das schreckliche war, dass Ihre mamorierten Zähne, welche Sie als Lächeln jeden Fremden schenken tatsächlich echt waren und selbst hinter dieser Fassade ein Fundament aus Moral, Ethik und Sozialgefühl stand, welches fern von Heuchelei oder Theatralik erstreckte. Mit anderen Worten – ihr Hintergrund war echt, so echt, dass es einem Kritischen Geist nur die Wahl ließ, sich zufrieden im Kreise dieser Gesellschaft niederzulassen oder aber, um später dann wenigstens Selbstkritik und in Folge dessen wieder Kritik am Nächsten zu üben, sich am Sozialen Fangnetz so zu laben, das genau diese Dekadenz der Angenommenen und Vermuteten Tugendhaftigkeit zum Erbrechen führt. Genau die richtige Spielwiese für jene, die von sich selbst behaupten, dass sie Protagonisten seien, dass sie intuitiv handeln oder, dass sie aufgrund jahrelanger Überforderung des Geistes nur mehr blanken Nihilismus durchleben. Genau jene Drei werden sich sicher nicht mit Freude am Sozialnetz laben, aber sie werden es tun und keineswegs wird einer dieser Drei dabei das große Kotzen finden – noch das einer dieser Drei es als Selbstverständlichkeit ansieht. Eher und viel sicherer werden sie auf ein Geheimnis stoßen, welches jahrelang die Menschen dazu motivierte besser zu werden – bessere Menschen – ohne Gott an Ihrer Seite.