Philosophie
Freiheit - die Überwindung der Zeit
vom 12. April 2019

Über die Freiheit zu Schreiben ist so, als würde man zum ersten mal alleine mit dem Motorrad eine Runde um den Block zu drehen - mit Erlaubnis oder ohne spielt dabei keine Rolle - um dann davon zu berichten. Der Freiheitsbegriff hat schon allein durch die eigene Erfahrung eine Dimension erreicht, die sowohl greifbar aber dennoch unmittelbar ist. Vorstellungen und Phantasien fließen in diesen Begriff ein, unbewusste Bedürfnisse werden geweckt aber gleichzeitig auch begründbar gemacht - durch diesen Begriff - durch Freiheit als abstrakter Gegenstand - als Meinung. Und so ist es meine primärste Aufgabe nicht in Platütiden zu zurückzufallen, die mich in die Rolle eines US-Kid-to-Teen versetzt, der mühsam schon seit vielen Schuljahren immer wieder den Freiheitsbegriff und die "Bedeutung für mich" repliziert - von der ersten Zeichnung im Kindergarten bis zur volldigitalisierten cinematographisch-webpräsenz in der Combined-Junior-Senior High School.

Aber was soll man schon für intellektuelle Leistungen von einem Schüler eines Staatenbunds verlangen, der eigentlich ausschließlich auf fünf Säulen aufgebaut wurde: 1. Die Ideologie der Freiheit, 2. Toleranz als höchstes Gut, 3. Die Dialektik zwischen Gewalt und Waffen, 4. dem Pragmatismus als einzig gültige Denkrichtung und 5. religiösen Wahnvorstellungen. Dieser Cocktail erzeugt den sinistren Nachgeschmack im Gaumen und im ästhetischen Empfinden des Europäers, nur allein wenn er gezwungen wird wieder einmal über die USA nach-zu-denken-zu-müssen. Deshalb kommen von mir auch keine inhaltsleeren Sätze wie: "Das zu tun was ich will" oder "Freiheit ist der Flug des Adlers über den Canyon". Betrachtet man das Weißkopf-Adler-Emblem der Vereinigten Staaten, so haltet der Vogel ein grünes Kraut in der einen und Pfeile in der anderen Klaue. (Anm.: wäre es nur ein Pfeil, so trägte er ein Symbol für die Jagt, viele Pfeile jedoch sind ein Symbol für den Krieg). Der österreichische Adler trägt Sichel und Hammer und hat gesprengte Ketten - der Deutsche ist eigentlich nur mehr langweilig und abgeschmackt, banal, flau, geistlos, schal und witzlos. Das wahre Adler Symbol ist und bleibt immer noch der doppelköpfige Adler - ein Wächter von Oben der sowohl nach links und zugleich auch nach rechts blickt!

Nun zeigt sich im oberen Absatz schon, wie der Freiheitsbegriff sich durch sein Referenzsystem wandelt und biegt - Freiheit für den Pädagogen ist also nicht gleich Freiheit für die Juristin. "Frei heit'" des Arbeiters ist nicht gleich die "Freyheit" des Philologen der sinnloser Weiße aber bemüht seinen Kopf tief in die Erkenntnisse des 18ten Jahrhunderts steckt, obgleich doch alle Philosophie für ihn verfügbar ist und die Beschäftigung mit den Nachrichten aus Radio und Internet mehr Gehör verschafft als das eine oder andere nebensächliche Detail seiner Forschung. Das kollektive Bewusstsein kann nicht vergessen - noch nicht, aber es kann das Vergessen lernen wenn es uns Menschen zu einem besseren Hier-und-Jetzt führt - doch das tut es nicht, da das Vergessen alleine nicht aussreicht um den tugenthaften und auch den tugentlosen Menschen in Glückseeligkeit zurückzulassen der seine Einsamkeit gegen ein Wir tauscht und zugleich dem Anderen die wohlverdiente Seelenruhe der Einsamkeit überlässt. Die Einsamkeit ist jene gewaltige Energie die unermäßlichen Unterdruck erzeugt, der alles Sein implodieren lässt und damit den Einsamen im Moment des Sterbens glücklicher macht als den glücklich Sterbenden im Wir. Das Denken im dem Einen ist frei und zugleich ist sein Reden sinnlos. Im Anderen ist sein Reden frei und sein Denken nebensächlich - gänzlich fremdbestimmt - wer im Moment tatsächlich redlich tut ist im Angesicht der Unendlichkeit wesentlich und zugleich nebensächlich, weil es sich aus der Individualität des originären Wesens ableitet. Erst im Tod also finden wir spirituelle Freiheit - der Tod ist das beweisende Moment der Freiheitsforschung eines Theologen - er erkennt in seinem Moment die Falsifikation bzw. die Verfikation von Gott. So ist es der fleißige Theologe der die vielen Varianten des Sterbens betrachtet um zu erkennen das genau diese letzten Minuten im Hier-und-Jetzt (doch nicht im hic-et-nunc) die losgelöste Freiheit von aller religiösen Indoktrination ist. Darin liegt auch der Gewissenskonflik des Pfaffen/Pristers, wenn er im Zeitfenster zwischen dem alltäglichen und dem wahrhaft Einzigartigem noch ein Bekenntnis zu Wort, Buch und Gott abverlangt. Nebensächlichkeiten - da der Sterbende der größten Prüfung im Daseins eines 'Jedem' gegenüber steht. Aber dennoch glaubt er, dass seine vielen Prüfungen aus seinem Studium im weiterhin "Overhead" verleiht um darüber zu stehen - er wird im Moment seines eigenen Todes der Sinnlosigkeit seines Seins bewusst und erlebt womöglich ein Gefühl, das Andere als Freiheit zu Lieben gelernt haben. Darin liegt auch die notwendige humanistische Erkenntnis, dass Freiheit durch das Serben erst möglich wird - doch nicht für alle, aber höchstwahrscheinlich für jene Prister, die nicht zu allen gehören. Es sind jene die bis zum letzen Atemzug die Verfälschung der Realität als Profession verstehen - nicht so wie es Gaukler oder Künstler tut - mehr so wie solche die ihr Brot damit länger haltbar machen indem sie das Ablaufdatum ignorieren und nach eigenem gutdünken prologieren. Freiheit also ist für die rechte (spirituelle) Gehirnhälfte gänzlich etwas anders als für die linke (analytische) Hemisphäre des Hirns. Ich will dort ansetzen und Freiheit ontologisch betrachten - Freiheit als Merkmal des Seins.

Wie im Titel schon angedeutet, ist Freiheit ontologisch betrachtet einem Kausaleffekt unterworfen der sowohl seine Bestimmung als auch sein Definition in sich trägt um damit als ein Gleichwertiges aufzutreten. Das ist eigentlich nur Möglich, wenn wir uns von den analytischen Disziplinen jene wählen, die sowohl dem originären Sein als auch dem kollektikiven Sein zutragbar ist - so also, durch seine eigene Gegensätzlichkeit als Wahrheit determiniert. Damit habe ich weitere Probleme aufgezeigt. 1. Definitiv das Problem des Ich als unbestimmtes Mermale eines Wir und 2. Die Einheit einer Seins-Erscheinung bestimmt durch die Wirksamkeit und das Empfinden des vielfältigen Sammelsurium aus den individuellen Empfindungen. Aus beiden lässt sich der Grad der Bestimmtheit erst operationalisierbar machbar - soll heißen, das Sein bewertbar ist und dennoch von einem äußerst wichtigen Gegenstand lossgelöst werden kann - Sein als Tätigkeit in der Zeit. Damit haben wir zwei wichtige Prämissen des Seins aufgearbeitet. 1. Sein ist Freiheit und 2. Sein kann nur unter dem Diktat der Zeit existieren. Warum kann Sein also nur koexistent mit der Zeit sein? Theoretisch denkbar ist Zeit kein notwendiges Faktum um zu Sein - jedoch ist Zeit eine maßgebende Variable für Bewegung und damit haben wir die Grundproblematik der Freiheit gänzlich vereinfacht aber definitiv bedeutsam dargestellt. Bewegung also braucht Zeit und Weg - aber dennoch ist ist Bewegung allein noch kein tragendes Merkmal von Freiheit oder Sein - beide sind in beiden Aggregaten denkbar. So ist also der ruhende Stein genauso frei wie es der bewegte Adler ist und zugleich ist der ruhende Stein seinend wie es der bewegte Adler ebenfalls ist. Worin liegt also die Begründung Freiheit als Bewegung zu beschreiben? Die Begründung liegt in der Entscheidung zum einem oder dem anderen - und Bewegung ist plakativ genug um das Modell "Bewegung" boolesch zu betrachten. Kurzer Exkurs: "Bewegung gibt es in zwei Erscheinungsformen: 1. Als beweget und 2. als nicht-bewegt". Damit wird es auch ein einfaches über Freiheit zu sprechen - weil es nunmal in seiner Erscheinungsform klar abgegrenzt ist, solange wir Freiheit als einen bewegten Prozess verstehen wollen, was allein zum Phänomen führt, Freiheit nicht nur als Eigenschaft des Seins sondern auch als Methode des Seins, weil als Prozess verstanden werden kann. Tatsache ist nun aber, dass Freiheit nur durch eine vorhergende Entscheidung entsteht - so die Entscheidung zur Bewegung oder zur Ruhe (beide Zustände sind frei). So können wir Freiheit nur dann erreichen wenn wir einen Faktor der Bewegung eliminieren - wenn wir die Zeit überwinden oder den Weg aus dem euklidischen Raum hebeln. Der Weg jedoch ist für die Physis greifbarer und weniger abstrakt als es die Zeit ist. Dennoch ist eine Überwindung des Weges zu einer Freiheit die nicht auf einer Entscheidung beruht ebenso möglich wie alle anderen Formen in dieser gedanklichen Konstruktion. Wie schon gehabt die also Freiheit kein Zustand (und wenn nur ein bipolarer), weil wir den lebensfrohen Adler (erweitert um durch den aerodynamischen Raumbegriff [der Adler kann sich in mehr Raum bewegen, als es der Mensch tut - und zugleich zwar in faktisch mehr Raum, der definitiv nur in einer Optik auf die Perspektive des Grundes die Veränderung findet - aber faktisch mehr bewegung ermöglicht - In so einem Fall wird Freiheit nur als Erweiterungen der Möglichkeit verstanden.]).

Thomas Maier
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