Philosophie
Eskapismus
vom 27. Mai 2020

Als Mittel einer fortschreitenden Erkenntnisfähigkeit wird oft die Abstraktionsgabe sämtlicher kognitiver und geistiger Fähigkeiten aufgeführt die erst Erkenntnis ermöglichen. Die Unterscheidung zwischen Kognitiv und Geistig ist ähnlich dem unsekularisierten Dasein unterschiedlicher Methoden der selben Gottesanbetung. Eskapismus (und ich bete um Vergebung für ein weiteres -ismus im Konvolut der unendlichen Anzahl von Begriffen) bedeutet im Sprachgebrauch: "Flucht aus der Realität in eine Scheinwelt". Die Thematik läd' schon dazu ein, einen theologischen Anfang zu gestalten um endlich zu den Auswirkungen eines Lebens in der Scheinwelt auf die eigenen Gedanken, die eigene Kognition, die eigene Geistlichkeit zu wagen und damit im besten Fall sogar zu einem ontologischen Menschensbeweis zu gelangen.

Der ontologische Gottesbeweis ist hinlänglich bekannt. Anselm v. C. hat schon eine beeindruckende philosophische Schrift verfasst, die in seinem Grundfesten einen Gottesbeweis über das existierende (dialektisch zum nicht-existenten) Sein ermöglicht. Das in Folge zahlreiche Philosophen (Thomas v. A bis Feuerbach und noch weit in die Postmoderne hinein) die Bemügungen des menschlichen Geist, einen Gott zu beweisen nie Ermüdung gefunden haben, ist im Grunde nichts anderes als der klägliche Versuch die Philosophie von seiner in der Antike bestimmten Vordergründigkeit aller Überlegungen zu entmündigen um diese höchste Form menschlicher Kultivierung weiterhin dem Stempel: "Magd, der Theologie" aufzudrücken. Nur hat die Philosophie in ihrem Wesen (und das Wesen wird noch Begriff bleiben) keinerlei emanzipatorische Wünsche oder Bedürfnisse - emanzipatorisch um sich zu behaupten in keinem Sinne und - emanzipatorisch um sich zu Befreien noch weniger. Das philosophische Wesen gebraucht die Unfreiheit um die Freiheit erst zu verstehen! Methodisch liegt nichts näher als die Negation zur Gelangung von Erkenntnis als jede Vorstellung von Sinn durch die Sinne. Die Wahrheit muss also nicht zwanghaft erfahrbar sein, die Vernunft kann sehr wohl Welten kreieren die sich selbst jeglicher Vernunft widersprechen. Dafür haben wir in der Philosophie die Metaphysik - so wie in der Religion es eine Theologie gibt.  Doch wieder zurück zu unserem ontologischen Gottesbeweis [er unterliegt sowohl dem Grundsatz, dass eine gefundene Wahrheit zur redundanten Tautologie führt, als auch, einem Postulat: Man soll mit dem Einfachen beginnen]. Die große Schwierigkeit liegt in der Begründung selbst. Fragt man nach dem Beginn - fragt man nach dem Ersten, so neigt der Theologe dazu: "Gott schuf die Welt" zu sagen. Der Philosoph dagegen, wäre nicht abgeneigt eine Kausalitätskette retrograd zu denken, zu diskutieren und im sichersten Falle sogar - darüber zu reden. Es würde ihn in der Unendlichkeit wärmen - wenn er selbst Erschaffer einer Unendlichkeit ist - und sei es nur deswegen, weil er die Welt er- und klären will. Die Welt ist dem Menschen seine unmittelbare Umgebung - die Welt kann klein oder groß gedacht werden - egal - wer mit Vektoren rechnen kann, kann auch die Welt in Größenunterschieden begreifen. Das es dabei nicht um Rechthaberei, Festigung des eigenen dominanten Egos oder Bevormündung gegenüber dem Dümmeren geht ist einzig und allein schon durch die Geschichte der Philosophie so oft schon bewiesen worden und muss weiter bewiesen werden. Falsch zu liegen - einen Fehler bewiesen zu bekommen - ein Dogma aufzulösen --> all das ist Teil der Methode und würde man sie wieder der "Herrschafts-Knechtschafts-Dialektik" im einfachst übertragenen Sinne (also wie von Hegel- Connaiseur[eusen] gerne verwendet, und an dieser Stelle auch wieder, der Hinweis, dass mir der Gender-Mainstream eigentlich, was die Schreib- und Zeichengesetzgebung betrifft,  zutiefst gegen den Strich geht obgleich ich ein flammender Befürworter der Gleichstellung der Geschlechter bin, aber nun mal ein Produkt des vorherigen Jahrtausends welches die Nomen feminin oder maskulin artikuliert und weiterhin artikulieren möchte - beiderlei Geschlecht ist damit gemeint wenn ich von dem Philosophen oder von der Philosophie schreibe [Der Philosoph in der Philosophie {er in ihr - das Thema sollte ich auch noch aufarbeiten - später}]) anwenden, man im Telos folgendes Ergebnis findet: Die Religion konnte Kupfer versilbern - die Philosophie gewann dafür Erkenntnis (Wer von beiden ist die Gewinnerin?). Und so stellt der Philosoph (und zuletzt sogar auch ein Physiker: Hawking) die Frage: Aber wenn Gott die Welt erschaffen hat - wer hat Gott erschaffen? Sicherlich eine nette Fragenkaskade die auf einer Cocktailparty der Mittelschicht zu einem Schenkelklopfer führt und womöglich sogar auch noch in den höheren Kreisen als Lückenfüller zwischen dem sophisticated Small-Talk und dem deeper impact of cognitive efforts herhalten soll. Dabei ist der Gottesbeweis im Grunde gar nicht so anspruchslos wie viele glauben. Obgleich sehr einfache aber definitiv doch begehenswert: Es gibt Gott, weil es den Atheisten gibt. Punk und Schluss. Das ist kein Dogma, sondern die Konsequenz der logischen Wechselwirkung. Ich will den Gedanken nur anstoßen und nicht weiter verfolgen (das Thema ist mir einfach zu trivial): Denn dadurch, dass ein Mensch glaubt, es gäbe keinen Gott - "glaubt" er nicht nur, sondern verleiht dem Gott die Fähigkeit auch nicht zu sein und dadurch, dass etwas (ich will nicht sofort vom Wesen reden) nicht sein kann, ist der Umstand der Vollkommenheit in seiner logischen Form erst erfüllt. Das "cogito ergo sum" oder der Zweifel am Zweifel des eigenen Seins ist ebenso einfach auf die Existenz Gottes übertragbar. Was macht es schon für einen Unterschied ob man nun am Ich oder an Gott zweifelt - der Atheismus ist definitiv falsch, der Agnostizismus definitiv im kommen. Dabei will ich noch gar nicht einmal von Einhörnen sprechen, die wie Pferde aussehen, nur halt ein Horn besitzen und Biologen deshalb genötigt werden, diese der Klasse der Pferde zuzuordnen oder für sie eine eigene Klasse der Ein-Horn-Paarhufer bilden. Dieses Beispiel läuft darauf hinaus, dass eigentlich schon alles Denkbare existent sein könnte (aber alles Nicht-Denkbare auch nicht geordnet werden kann - wie ich in einem älteren Blog-Beitrag schon zu erklären versuchte). Und die Ordnung ist die Flucht aus der Realität in die Scheinwelt, den nur in ihr, ist die Ordnung möglich. Der Mensch hat im Laufe seiner Evolution immer wieder die Natur durch Kultur ersetzt. Die bedrohliche Natur, also seine Umwelt wurde kultiviert, verändert, angepasst. Es ist eine Scheinwelt - wenn wir durch einen englischen Rasen flanieren aber dennoch - in der Natur zu glauben scheinen. Die Mauern unserer Behausungen grenzen uns ab von den Gefahren der Natur - der Wolf kann blasen soviel er will - er wird keine Rigipswand einschlagen. Die Schweinchen sind in Sicherheit - in der Sicherheit dieser Sch(w)einwelt. Aus der Höhle und der Aufgabenteilung zwischen dem warm-halten der Höhle und der Jagt oder halt der Suche nach Beeren, die dem losen Verbund des prächronischen Menschen - also dem Menschen vor der Zeit, war der Beginn einer grandiosen Karriere wo die Einen die Höhle so wohnbar mit Höhlenzeichnung gemacht haben, während der Andere (und ich glaube diesmal ist es wirklich ein er) sich in den lebensbedrohlichen Kampf um Nahrung schickte. Wer die erste Jagt-Waffe erfunden hat ist doch irrelevant - auch wer sie zum Ersten mal gegen Seines-Gleichen verwendete - viel wichtiger ist die Frage: "Warum dieser Höhlenmensch einen Gott braucht?" - Nun, weil er in Gott einen Freund hat. Das einzige was er wirklich wollte - dieser Höhlenmensch. Und das zog sich natürlich über die Eonen-der-Zeit, aber dafür musste erst einmal die Zeit erfunden werden. Dieser Freund musste natürlich gut sein - er musste auch ein er sein! Und wenn er, auch nicht sichtbar oder erfahrbar ist, dennoch allmächtig sein. Er sollte ihn beschützen in seinem Kampf gegen unzähliges Getier einer längst unkultivierten Welt. Dadurch war er nicht gut und gnädig sondern auch noch allmächtig. Es ist doch fein, so einen Freund an seiner Seite zu haben. Aber der Fehler in der Überlegung zog sich über die Jahrhunderte hinweg, und während die Kultur soweit Macht übernommen hat um die Gefahren der Natur gänzlich abzuwenden, vergas das Gesamtkonzept die Rolle des "Naturzustandes des Menschens". Der eine verlor sie wegen seiner eigenen Genialität - der Andere wegen der Kultur. Und so wurden die Probleme mehr und die Diskussionen lauter. Es mussten Transzendentien gefunden - Transzendentien die sogar über den Freund Gott standen. Das Schöne, das Gute, das Wahre! Gott wurde überflüssig in der kultivierten Welt des ehemaligen Homo-Erectus. Das schwarze Pulver für die Waffe und das weiße Pulver für die Nase schien schon damals die Lösung für alle Probleme der Welt. Wären da nicht die letzen Proteges des Irrglaubens "Gott" und der damit verbunden ehrlichen Freundschaft. Und die Pfaffen und Priester und Schamanen und was weiß ich noch, taten einen großen Fehler. Sie erlaubten in den Gebeten - Gott mit Du anzusprechen, verlangten aber von sich und Ihres-Gleichen das Sie-Wort. Und so scharrten sie um sich herum Doktoren und Hofräte und Ingenieure, allesamt Menschen die es Wert sie mit "Sie" anzusprechen wo sie noch immer in ihren Gebeten das "Du" für Gott erlaubten. Sehr geehrter Herr Gott - Lieber Gott! Was klingt wohl besser in der Aufrechterhaltung einer längst vergangen Doktrin? Die Scheinwelt war der letzte Zufluchtsweg für all jene, die rein waren in ihrer Intension und das kumulierte Bestreben Kleinigkeiten zu korrigiern um die Kosmetik der Gesamtheit beizubehalten - wurde zum Telos unserer Zeit - zum Abbild unserer Zeit! Der Mensch vergab seinen Natur-Zustand - findet aber vielleicht wieder zurück, zu seiner Natur im Leben in einer Scheinwelt!

Thomas Maier
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