Philosophie
Die Abkürzung zur Überlegenheit
vom 26. April 2019

Wenn man die Sicht auf die Dinge verliert - das Wesen in einem Strudel des aufkommenden Sturmes neu wiederfinden muss und schlußendlich alle Erkenntnis nicht einmal mehr den Altpapierwert auf welchem sie gedruckt wurde hat, ist der Wunsch nach einer Abkürzung größer als Alles andere bisher. Metaphysik und Religion werden plötzlich ein Bedürfnis - eines wie jene nach körperlichen, sozialen oder intrapersonellen. Überlegenheit ist das nicht nur die Position aus welcher man etwas zu betrachten gedenkt - Überlegenheit wird die neue Form einer klassischen Elite sein - einer Elite die offen und ehrlich sagen: "Ich habe mich schon mit Dümmeren geistig duelliert - wieso sollte ich mich also zieren - wovor sollte ich Angst haben, wenn nicht vor dem Mühsal selbst in seiner Reinform?".

Wie kann nun also die Überlegenheit nicht aus dem Überlegen bzw. aus der Überlegung stammen? Wie sollte man eine Abkürzung probieren zu einem Zustand der keineswegs verpöhnter sein kann als man es in einer gleichgestellten Gesellschaft erwarten will, um bravwillig alle Klassen aufzuheben um im Kampf der Klassen an jeder Seite zu kämpfen? Dieser versteckte Sozialismus erlebt seine Verhüllung nicht aufgrund reaktionärer Kräfte - Gott, die Kommunisten von heute sind die reaktionärsten und konservativsten unter den progressiven Kräften. Es ist mehr das Feindbild, das die einen zum anderen machen - ohne dabei das originäre eigene Sein zu prüfen um so zu der Erkenntnis zu gelangen: "Ich bin Deutscher - nicht weil ich Deutscher sein will, sonderen weil ich in Deutschland geboren wurde und im Grunde auch nichts anderes gelernt haben, als Deutscher zu sein" - gleichso: "Ich bin Christ, weil ich ... usw. [der Leser kann den Satz selbst vervollständigen]". Darin sind die falschen Überlegungen versteckt - Überlegungen, dass die Linke {ipso ergo} die Rechte als Feindbild haben muss - ein falscher Gedanke. Überlegungen, das Nationalisten gänzlich fern sind von dem wohlig warmen Gedanken einer Gesellschaft, einer Liebe zur Gemeinschaft zum Wir. Sie sind in ihrem Wesen ebengleich - so doch die Liebe sich zum abstrakten Gegenstand des Staates wendet - mit seinem Gebiet, seiner Verfassung, seiner Sprache und seiner Bevölkerung. Nationalisten salutieren wenn sie die Staatsflagge sehen - Kommunisten salutieren vor der Flagge wenn sie sehen, wie ein Genosse der Partei sieht, wie er|sie selbst angesehen wird beim Salutrieren.

Diese Grundsätzlichkeiten führen zu einem Paradoxon welches die NSDAP zu nutzen gewusst hat - in ihre Firma den Zusatz "sozialistische Partei" mit-einzubauen. Im Bündnis mit Stalin (welches ad absurdum geführt wurde) besiegelte Hitler sein Germanium als nur eine weitere neue Form von Sozialismus - in der Hitze des Gefechtes, schmolz natürlich dieses Siegel dahin wie Butter frisch geschmiert auf einer Toastscheibe und es entstand aus diesem Diametral eine neue politische Fraktion die sich loyal zu den Werten von Führer, Volk und Vaterland verstanden und den Rest einer Drogen und Rausch indizierten Ideologie überließen um damit dem Politischen etwas zu geben, was heute als Corporate Design in aller Marketer-Münden fahl wie Mundgeruch übrigleibt. Und dabei wären die Nationalisten nicht unbedingt automatisch schlechte Kommunisiten - nein, sie könnten sich integrieren - und es fiele ihnen nicht schlecht. Denn was stört sie: "Immigranten (Falschblüter) die Jobs und Reichtum und ein besseres Leben schaffen als es den Reingeborenen (Echtblütler) nicht schaffbar auf dem silbernen Tablett geliefert wurde". Der Staatsbürgerschaftsnachweiß sollte doch über jedem Schulzeugnis stehen - um in einer Welt - in der die höchste abgeschlossene Ausbildung der Führerschein ist, den Türken im BMW oder Mercedes als Paradoxon unerklärbar zu machen. Aber nicht nur das: "Der Türke mit dem besseren Parkplatz - der Türke mit dem gelassenen Gemüht trotz aller Aggression im Strassenverkehr". Alles das, wurde zum neuen Dogma unseres Daseins - das Dogma der Mittelschicht und der damit verbundenen Vorstellungen. Eine Denkweiße die sowohl Kommunisten als auch Nationalisten begrüßten und weiter forcierten - die einen von Links, die anderen anlag von Rechts - und drückt man den Menschen im Gebilde "Staat" und "Gesellschaft" soweit als möglich hinein in die absolute Mitte, so ist dieser der neue Jude und zugleich der neue Aristokrat - beide werden im Flow weiter aufgebaut, ihm wird das absolute Vorrecht auf Glückseeligkeit zugesprochen (meist durch den Satz: "Was stört es dich, dir geht es gut") um Schrittweise im Ringen der Kräfte sein Dasein immer bedrohlicher zu verspühren - sein unverschuldetes Dasein im Zentrum von allem - in der Mitte und aus der Mitte heraus. Sein "Ich-bin-nicht-kalt und nicht-heiß" - nicht Rot - nicht Blau drängt den Menschen weiter in die Sinnlosigkeit aller Politik, was ihn|sie dazu führt sich zu entscheiden: 1. "Bleibe ich im Zentrum des gänzlich unpolitischen" oder 2. "Flüchte ich in die Obhut einer überpolitischen Instanz (wie die der Metaphysik bzw. der Religion)". Wie es auch passiert - die Mittelschicht wird alle Probleme der Welt lößen müssen - wenn nicht jetzt, so doch im Laufe der Zeit, doch bis dahin werden sie in ihren deutschen Autos noch ihre Runden drehen dürfen - sinnlos Gas geben und dabei ein aufgesetzes Gefühl von Zufriedenheit gepaart mit der Überschussverwertung von Aggression, erzeugt durch die Reibungsenergie aus dem politischen Denken der Ideologien, als einzigen Beitrag zu einem Wir erleben. Dieses Wir erleben sie isoliert hinter der Frontscheibe ihres Wagens - der Rest ihres Lebens läuft wie geschmiert. Und im Grunde ist dieses Gesellschaftskonzept auch tragbar - funktionsfähig. Von Links betrachtet man sie wie Kinder im Autodrom, die Arbeiter|innen wollen ihnen noch mehr Autos bauen, von Rechts freut man sich über ihren Symbolfetischismus - die vier Ringe, das halbherzige Peace-Zeichen und die rotierenden Rotorblätter in Blau-Weiß, sie ersetzten alle das Hackenkreuz und erfüllen ihren Zweck (man fragt sich, warum sie ein Pferd reiten, mit einem fremden Branding - dieser Porsche hat schon so viele Vehikel und genauso viele Mitarbeiter|innen die ihre Autos beseelen - sie zahlen nicht an der Tankstelle sonderen beim Druck auf das Gaspedal). Irrsinnigerweiße könnte dieses Gleichgewicht, zwischen den Extremen von Links und Rechts mit dem Druckausglich über die Mitte bis in alle Ewigkeit funktionieren - wäre da nicht Religion und Metaphysik. Die Religion ruft die Ideologen der linken Ideologie auf den Plan und schimpft und schimpft und schimpft - ohne einen messbaren Erfolg zu erziehlen. Dieser gläubige Mensch der Mittelschicht meint weiterhin durch einen Besuch in der nahegelegenen Kirche, all seinen Druck abladen zu dürfen (Intellektuelle die viel zum Guten beitragen hätte können müssen für diese Menschen den Prellbock spielen). Und die Psychologen der anderen Seite hören zu und hören zu und hören zu - solange, bis das Gezeter der Mittelschicht verstummt - zumindest solange bis sie es lernten ihre "Probleme" mit einem "Oder" plus Fragezeichen zu quitieren - die Zuhörer|innen werden plötzlich gezwungen zu sprechen, und sie tun es äußerst ungern - es ist eine undankbare metaphysische Arbeit. Und damit machen sie auch weiter - bauen ihre Häuser und Wohnungen auf Grundstücken die auf der Leichtgläubigkeit zum Grundbuch fundamentiert wurden. Glauben weiter an den Irrwitz "Eigentum" - behängen sich mit Goldketten, die sie im Extramfall gegen ein Stück Brot tauschen können oder bei einem Kartenspiel im Suff als Einsatz auf den grünen Tisch werfen. Sie entfernen sich von ihrer Tätigkeit - von ihrer Berufung und sehen sich nur mehr als das, wohin sie politisch gedrängt wurden - als Mittelschicht - egal ob sie Arbeiter|innen oder Peitschenschwinger|innen sind. Und so wählen sie auch, trotz aller tiefroten Erbsünde, die sie von der Elterngeneration geerbt haben, konservative Parteien in der Hoffung sie mögen alles so lassen wie es ist - nicht zu weit in die Vergangenheit und erst recht nicht zu weit in die Zukunft blicken - hic et nunc - es lebt in der Mittelschicht. Theoretisch ausgestattet mit der Macht alles zu veränderen arbeiten sie tag-täglich daran alles zu belassen - wieso sollten sie auch etwas ändern wollen, alle ihre Probleme sind entweder Religon (der Glaube an das falsche Symbol) oder Metaphysik (erklärbar-gemachtes Unerklärbares). Und so komprimiert sich die absolute Mitte - mit dem Verlangen alle soziologischen Faktoren voll in Anspruch zu nehmen. Bildung, Freundeskreis, Wohnort, Infrastruktur - der Mensch der Mitte passt sich nicht an, er verlangt die Anpassung der Faktoren an seinen Stand - wie Aristokraten müssen die progessiven Kräfte zugleich an einer besseren Gesellschaft und an einer idealen Anpassung des Mittelschichtmenschen an die Mittelschicht arbeiten - schuften.

Thomas Maier
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